Kölner Tümmler in andalusierfarbig
Bericht von Meik Kröger
Bei vielen Dinge ist es so, das Neuerungen nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen werden.Sicherlich geht es dem einen oder anderen mit dem im Jahre 2005 anerkannten Farbenschlag "andalusierfarbig" bei unseren Kölnern auch so und er kann hiermit nichts anfangen. Zu Recht wird man sagen: "warum denn noch ein neuer Farbenschlag, wenn wir doch schon so viele andere Farben und Zeichnungsvarianten haben" (und diese leider nicht alle riesigen Zuspruch finden). Da kann ich natürlich nicht widersprechen und die Ansichten und Geschmäcker sind nun mal bei jedem anders. Trotzdem möchte ich im nachfolgendem Bericht versuchen, Missverständnisse und vielleicht sogar Vorurteile zu beseitigen.
Hier soll nicht auf die üblichen Dinge einen Rasseberichts (wie etwa die Entstehungsgeschichte oder die genaue Beschreibung des im Standard geforderten Erscheinungsbildes) eingegangen werden. Eigentlich möchte ich lediglich den Hintergrund der Farbe, die möglichen Probleme bei der Zucht und vielleicht noch Tipps für Interessierte geben.
Vor mehreren Jahren wurde ich mal gefragt, welchen Farbenschlag wir denn bei den Kölnern züchten. Es wurde etwas belächelt, als ich darauf mit "schwarz" antwortete. Dies sei, wie die weisse Farbe, zumeist der Farbschlag für Einsteiger. Später würde dieser dann durch einen "interessanteren" abgelöst werden. Nun, das habe ich nicht so gesehen. Mein Vater und ich züchten unsere Schwarzen seit nunmehr 23 Jahren und werden dies auch weiterhin tun. Langweilig, weil zu simpel, möchte ich die Zucht nicht nennen. Es kann ja nicht behauptet werden, das es leichter ist, schwarze oder weisse Tiere zu züchten um damit Erfolg zu haben. Das regelt sich im Wettbewerb immer von selbst und die Trauben hängen hier halt dementsprechend höher. Was aber stimmte: irgendwann wurde eine neue Herausforderung gesucht, um etwas mehr Farbe in den Schlag zu bekommen. Aus diesem Grund überlegten wir, was denn wohl das Sinnvollste ist. Vor den Schwarzen hatte mein Vater schon blaufahle (früher silberne) Kölner Tümmler gezüchtet. Diese konnten aber wegen der starken Federstaubbildung nicht mit den Schwarzen zusammen gehalten werden. Also musste aus Platzgründen auch hierauf bei der Auswahl der neuen Farbe geachtet werden. Ausserdem sollte Sie im Zuchtstand ähnlich den Schwarzen sein, um nicht im optischen Eindruck hinter Ihnen zurück zu stehen und mit der Zeit Gefahr zu laufen, vernachlässigt und wieder abgeschafft zu werden. Da fiel die Entscheidung nicht leicht. Vielleicht doch eine andere Rasse? Besser nicht! Also kam die Idee auf, mit der Andalusierfarbe etwas passendes Neues zu erzüchten und dabei auf das vorhandene Material aufzubauen. Basis war, ist und bleibt also immer der schwarze Stamm.
Der Reiz der Farbe liegt sicherlich in ihrer Gleichmässigkeit und dem Blickfang Flügelschild mit dem kräftigen Blauton und der schwarzen Säumung. Genetisch betrachtet sind die Andalusier schwarze Tiere mit dem einfach (einmal) vorhandenen Aufhellungsfaktor Indigo. Die Farbe wird nicht geschlechtsgebunden vererbt. Das bedeutet, es ist unerheblich, ob die Aufhellung durch ein Männchen oder ein Weibchen in die Zucht kommt. Auch bei der Nachzucht gibt es somit keine Kopplung der Farbvererbung an das Geschlecht. Da die Farbe aber nicht in Reinzucht gezüchtet werden kann, gibt es hierfür tendenzielle Regeln. Die verschiedenen Paarungsmöglichkeiten im Überblick:
Schwarz
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+
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andalusierfarbig
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=
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Nachzucht etwa im Verhältnis 50% schwarz/ 50% andalusierfarbig |
Andalusierfarbig
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+
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andalusierfarbig
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=
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Nachzucht etwa im Verhältnis 25% schwarz/ 50% andalusierfarbig/ 25 % reinerbig |
Schwarz
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+
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reinerbig
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=
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Nachzucht ausschließlich andalusierfarbig
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Andalusierfarbig
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+
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reinerbig
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=
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Nachzucht etwa im Verhältnis 50% andalusierfarbig/ 50 % reinerbig |
Reinerbig
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+
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reinerbig
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=
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Nachzucht ausschließlich reinerbig
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Mit den ersten "Gehversuchen" und der bisherigen Zucht kann ich sagen, das andalusierfarbig nicht gleich andalusierfarbig ist. Die Farbverteilung hängt natürlich ganz wesentlich vom Ausgangsmaterial ab. Da beí den schwarzen Kölnern der Zuchtwert fast nur durch probieren und Erfahrungswerte ermittelt werden kann, (vererbt das Tier Rosteinlagerungen? Werden die verdünnten Tiere zu hell oder zu dunkel? Wird ein schöner Federsaum vererbt?) sollten wenigstens Tiere mit hohem Rassestandart zur Zucht verwendet werden, um nicht noch weitere "Baustellen" zu schaffen. Einen Stamm zu festigen, der ein ausgeglichenes Farbbild auf Dauer garantiert, ist schon schwierig genug. Am wertvollsten für die Zucht haben sich bei uns schwarze Tiere mit möglichst intensiver Schwingenfarbe und viel Grünglanz erwiesen. Tiere mit Purpur haben bisher kein brauchbares Jung gezogen. Am einfachsten ist der Zuchtwert bei den andalusierfarbigen Tieren zu bestimmen.Setzen wir hier möglichst nur Tiere mit korrekter Zeichnung ein, erhalten wir logischerweise auch einen hohen Anteil an guter Nachzucht. Schwieriger wird es wieder bei den reinerbigen (silbergrauen). Man kann zwar auch hier eine leichte Säumung erkennen, wichtiger ist aber das Tier noch im Junggefieder zu beurteilen. Hier tritt ein mehr oder wenig starker roter Saum auf. Je höher der rote Anteil (der nach der Mauser aber verschwinden muss) om so besser ist das Tier für die Zucht geeignet. Generell ist auch zu sagen, das, egal welche Farbe meine Ausgangstiere haben, die Feder möglichst fest sein sollte. Lockert die Feder auf, sieht man mehr Untergefieder und das Farbbild wird wolkiger oder unruhiger. Ausserdem ist bei einer breiten und festen Federstruktur der Saum besser und sieht kräftiger aus.
Natürlich sollten diese Anforderungen niemanden davon abhalten, es vielleicht mal mit diesem interessanten Farbspiel zu probieren. So schwierig ist es nun wirklich nicht. Der Zuchtstand bei den schwarzen Kölnern ist bundesweit wirklich sehr hoch und geeignete Zuchttiere sollten sich in vielen Schlägen finden lassen. Sogar eine Verpaarung mit der Blaureihe ist möglich, sollte aber mit Vorsicht und wohl dosiert praktiziert werden. Gefahren liegen hier eindeutig bei der Streuung der Nachzucht in mehrere Zeichnungsvarianten (es fallen auch Jahre später noch bindige, gehämmerte, indigobindige und indigogehämmerte Jungtiere aus den Folgepaarungen). Ausserdem vererbt sich die weisse Aussenfahne der Ortfeder sehr hartnäckig bei den Tieren mit Farbausbreitung und die Schwarzen sind dann nicht mehr schwarz sondern grau. Diese Tiere können nicht mehr ausgestellt werden. Kurzum: die Rate der Ausschusstiere steigt. Vorteile konnten hierbei aber durchaus in der Farbverteilung der Andalusiernachzucht erkannt werden. Meine beiden gleichmässigsten Tiere (1,1 von Dortmund 2002) stammen von einem blaubindigen Männchen ab.
Zu guter Letzt möchte ich noch sagen, das ich mich sehr über die Anerkannung im letzten Jahr gefreut habe, bedanke mich bei Allen, die dies unterstützt haben und würde mich sehr über interessierte Mitstreiter freuen. Bereits mit geringen Aufwand an Tieren und wenig Risiko kann man so eine weitere Farbe züchten und gleichzeitig Anleihen aus dem bereits erarbeiteten Zuchtstand der Schwarzen nehmen.
Ich stehe gerne für Fragen, Anregungen und natürlich auch Interssenten telefonisch unter 05771/609959 oder auch per e-mail meik.kroeger (at) online.de zur Verfügung. Meine Anschrift: Meik Kröger, Stellerloh 3, 32369 Rahden