Wer Tauben erfolgreich ausstellen möchte, sollte zumindest einige Grungregeln beachten
Bedauerlicherweise müssen die amtierenden Preisrichter immer wieder feststellen, dass die Züchter nicht alles unternommen haben, um ihre Tiere optimal auf die Ausstellungen vorzubereiten. Dies ist aber in der heutigen Zeit wichtiger denn je!
Der absolute Hochstand unserer Zucht auf breiter Basis macht Ausstellungsvorbereitungen unverzichtbar. Oftmals bekommt man Tiere präsentiert, die in den rassischen Merkmalen nahezu identisch sind. Dennoch zieht der Preisrichter das eine dem anderen vor. Die Gründe dafür liegen oft in den eben besseren Ausstellungsvorbereitungen.
Zunächst scheint es deshalb wichtig zu sein, den Begriff der Ausstellungsvorbereitung etwas genauer darzulegen. Darunter versteht man alle erlaubten Mittel, die man als Züchter anwenden darf, um das Tier optimal bei einer Ausstellung zu präsentieren.
Diese Vorbereitungen beginnen eigentlich schon der Verpaarung der Elterntiere, die vor allem absolut gesund und vital sein müssen. Denn nur wenn sie diese Voraussetzung mitbringen, ist gewährleistet, dass die potentiellen Jungtiere von Beginn an einen guten Start haben. Selbstverständlich gehören dazu auch die Schlaganlage sowie die Fütterung. Sitzen die ersten Jungtiere dann in einem separaten Schlagabteil, gilt es zu zeigen, ob man Züchter oder Halter ist. Es heisst bereits hier zu selektieren. Gerne setzt man nämlich nach der ersten Brut zu viele Jungtiere ab, um die Leere im Jungtierschlag etwas zu überbrücken. Spätestens wenn die zweite Brut abgesetzt wird, gilt es im Jungtierschlag nochmals "durchzuforsten".
So nimmt dann das Zuchtjahr seinen Lauf und der Züchter ist immer wieder gefordert, zu selektieren und den Jungtierbestand den Platzverhältnissen anzupassen. Nur dann ist nämlich gewährleitet, dass diese sich bestens entwickeln können.
Hilfreicher Schaukalender
Hat man dann die Zucht beendet und die Alttiere getrennt, folgt die direkte Vorbereitung auf die Ausstellungen. Hier kennt jeder das erste Problem, das sich ergibt: Man könnte nahezu jedes Wochenende mit seinen Tieren bei einer Ausstellung präsent sein. Dass dies in der Praxis natürlich nicht möglich ist, sollte klar sein.
Es wählt wohl jeder Züchter für sich Schwerpunkte, die er in der kommenden Ausstellungssaison setzen möchte. Neben der Qualität der Tiere ist heute wohl immer mehr auch die finanzielle Rahmenausstattung jedes Einzelnen tonangebend.
Natürlich sind die Bundesschauen sowie die Hauptsonderschauen das grosse Aushängeschild unserer deutschen Rassegeflügelzucht, die vielen Orts-, Kreis- und Verbandschauen aber die unverzichtbare Basis. Etwas provokativ auf den Punkt gebracht: Bei Ersteren soll er dabei sein, bei den Zweiten muss er dabei sein.
Allein aus diesem Grund ist es ungemein sinnvoll, wenn man sich als Züchter einen so genannten Ausstellungskalender anlegt. Hervorragend haben sich dazu die ganzseitigen DIN A4 Kalender erwiesen, bei denen jedem Monat eine Spalte vorbehalten ist. Hier sieht man nämlich auf den ersten Blick,wie viele Wochen die einzelnen Ausstellungen auseinanderliegen. Und gerade dies ist doch für die Ausstellungsvorbereitungen immes wichtig. Denn schliesslich kann man nur optimal "ausgeruhten" Tieren auch optimale, sprich höchste Bewertungen erwarten.
Aus der Erfahrung heraus ist es wohl sinnvoll, seine Tiere keinesfalls mehr als dreimal während einer Schausaison auszustellen. Hier muss man aber zwischen glattfüssigen und belatschten Rassen unterscheiden, doch sollte man keiner Rasse zuviel zumuten. Hier gilt es vielleicht der Grundsatz:"Lieber einamal weniger, als einmal zuiel!"
Wer mehrere Rassen oder Farbenschläge züchtet, kann gegebenenfalls zwischen den Ausstellungen wählen und demnach bei einer zusätzlichen Ausstellung dabei sein.
Handlungsbedarf direkt vor der Schau
Jede Rasse benötigt ihre spezifischen Ausstellungsvorbereitungen. Dies darzulegen, kann nicht die Aufgabe dieser Abhandlung sein. Vielmehr sollen hier allgemeingültige Ratschläge gegeben werden. Bei glattfüssigen Rassen ist dringend anzuraten, die Füsse zu waschen und dabei gleich den Bundesring mit zu säubern. Preisrichter können ziemlich ungehalten werden, wenn nicht einmal der Bundesring zum Ablesen der Ringnummer sauber ist. Dabei kann man sehr wohl unterscheiden, ob der Schmutz auf dem Bundesring aus dem Ausstellungskäfig oder aus dem heimatlichen Schlag stammt.
Zum Reinigen verwendet man am besten klares Wasser, dem vielleicht etwas Schmierseife beigemengt wurde. Am besten nimmt man aber Wasser ohne jegliche Zusätze. Damit kann auch das Gefieder nass werden und braucht nicht unnötig ausgewaschen werden, wie dies bei Seifenwasser der Fall ist.
Wenn man schon dabei ist, die Füsse zu waschen, so sollte man auch die Krallennägel säubern. Dies geht ohne jegliche Schwierigkeiten und zeigt dem Preisrichter, dass man selbst darauf achtet. Sind die Füsse gewaschen, tendieren nicht wenige Züchter dazu, diese mit Öl oder Fett einzureiben. Geschieht dies mit der angebrachten Vorsicht, kann man eigentlich nichts dagegen haben. Aber viele meinen es einfach zu gut und sind der Ansicht, dass viel auch viel hilft. Dem ist leider nicht so. Man muss mit Öl oder Fett äusserst vorsichtig umgehen, da das Gefieder bei einem unbedachten Zugreifen völlig verschmiert werden kann. Ganz zu schweigen vom Hinsetzen der Tauben im Transportbehälter, wo nicht das erste Mal das Bauchgefieder nachträglich verschmiert wurde und alle Ausstellungshoffnungen vorbei wáren.
"Wunderwaffe" Alkohol
Als "Wunderwaffe" hat sich in den vergangenen Jahren Alkohol bewährt. Reibt man die Füsse nach dem gründlichen Waschen mit hochprozentigem Alkohol (rd.40%) ein, werden auf der einen Seite die abgestorbenen Hautschuppen abgelöst, auf der anderen Seite die Durchblutung angeregt, was zu leuchtend roten Füssen verhilft.
Bei belatschten Rassen sieht die Vorbereitung völlig anders aus. Hier hat jeder Züchter sein mehr oder weniger ausgereiftes Spezialrezept. Am sinnvollsten ist es, sich hier mit einem erfahrenen Züchter zu unterhalten oder - noch besser - sich das richtige Vorgehen zeigen zu lassen. Dann geht nämlich auch hier nichts schief.
Neben den Füssen gebührt den Kopfpunkten in der Ausstellungsvorbereitungen erhöhte Aufmerksamkeit. Da ist an erster Stelle der Schnabel zu nennen. Es sieht einfach umschön aus, wenn der Oberschnabel greifvogelähnlich über den Unterschnabel hinausragt. Hier ist der Züchter gefordert. Entweder er schneidet den "Haken" ab und feilt die Spitze dann korrekt ab, oder er arbeitet nur mit der Feile. Bei vielen Tauben, unabhängig von der Rasse, genügt es eigentlich, wenn sie ganzjährig Taubenstein aus Näpfen (dieser ist härter) erhalten. Dort nutzen sie das tote Horn selbstständig ab und zeigen eigentlich immer eine optimale Schnabellänge.
Neben der korrekten Schnabellänge müssen aber auch der Schnabel an sich und vor allem die Nasenlöcher sauber sein. Diese lassen sich ganz einfach mit dem Alkohol sauber putzen. Die Augenränder sollten ebenfalls gereinigt werden, da sich darauf gerne Federstaub ablagert. Hier genügt im Normalfall klares Wasser. Übrigens gilt dies auch bei rötlichen und roten Augenrändern. Oftmals sieht man Aussteller, die mit allerlei Mittelchen versuchen, die Rottönung zu intensivieren. Aber auch hier gilt, dass sich nichts intensivieren lässt, wo nichts ist.
Auch beim Gefieder lässt sich einiges tun!
Dass das Gefieder das Aushängeschild unserer Tauben ist, braucht wohl kaum extra erwähnt zu werden. Und dennoch hat man manchmal den Eindruck, als würde dieses Aushängeschild von den Züchtern vernachlässigt.
Damit man diesen Eindruck nicht bekommt, ist eine störungsfreie Mauser wohl die Grundvoraussetzung. Dazu gehört an erster Stelle die absolute Ungezieferfreiheit und zwar von Aussen- und Innenparasiten. Gibt man dem wöchentlichen Badewasser ein Badesalz zu und sprüht die Sitzplätze nach der Schlagreinigung mit einem handelsüblichen Insektizid ein, ist man hier eigentlich im Hinblick auf Aussenparasiten auf der sicheren Seite.
Natürlich sollte auch die Fütterung rassespezifisch sein. Hier hat wohl jeder Züchter sein Erfolgsrezept, das erstaunlicherweise oft von den Empfehlungen so genannter Fütterungsexperten und Futtermischungen abweicht. Aber auch hier gilt, dass der Erfolg dem Anwender Recht gibt. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, wenn man während der gesamten Mauserzeit die Futtermischung nicht verändert und dadurch gleichbleibende Voraussetzungen schafft.
Direkt vor der Ausstellung kann man an der Gefiederqualität und am Lack, der bei einigen Farbenschlägen gefordert wird, nichts mehr ausrichten. Sinnvoll kann es aber sein, Schwingen, Schwanzbinden, Binden oder Hämmerung, sofern diese dunkel gefordert werden, mit Alkohol abzuwischen. Dies kann man mit ein wenig Erfahrung alleine machen, doch kann hier eine helfende Hand Wunder bewirken.
Immer wieder versuchen!
Wie bei so vielem in der Taubenzucht, so ist man auch bei den Ausstellungsvorbereitungen gut beraten, wenn man sich immer wieder versucht. Viele Abläufe beruhen nämlich auf Routine. Darüber hinaus bietet es sich immer wieder an, bei den Ausstellungen die Augen und Ohren offen zu halten. Vieles, vor allem Rassespezifisches, erfährt man nämlich dort vor den Käfigen und beim genauen Betrachten der Tiere aus anderen Zuchten. Also nichts unversucht lassen, denn die kommend Ausstellungssaison steht vor der Tür.
Quelle: Geflügelzeitung